So war das damals im Krankenhaus |
Am vergangenen Sonntag war es so weit. Wieder auf der Autobahn und noch genügend Zeit im Gepäck und vor allem, keine Familie dabei. Naß war es, kalt und nebelig - wie sich das für den November gehört. Im Krankenhaus kamen die Erinnerungen nur mühsam wieder. Der Eingangsbereich war ja gerade in der Zeit meiner Behandlung umgebaut worden. Ich musste erst überlegen, auf welchen Knopf ich drücken muss im Fahrstuhl. Und dann stand ich tatsächlich auf dem langen Gang von Dr. Ritters Onkologie und ging vorüber an den Zimmern mit dem Schild "Umkehrisolierung" und den Wagen mit dem medizinischen Gerät. Ich war seither als Besucher über so manche Krankenstation in verschiedenen Krankenhäusern gelaufen. Mir scheint immer noch, dass diese Station 3 mit ihrem langen, geraden Gang und der blau-grauen Farbe besonder abstoßend erscheint. Vielleicht liegt es aber daran, dass ich eine Ahnung habe von dem Elend, dass sich hinter den Zimmertüren abspielt.
Gott sei Dank! Ich bin wieder gesund. Die Zwillinge, die damals in den Monaten meiner Chemo gelernt hatten, sich hin zu setzen und ihre Finger zu gebrauchen, die lernen seit September zu lesen und zu schreiben.
Was meine Lymphom-Geschichte betrifft: der Onkologe will mich nur noch einmal im Jahr zur Kontrolle sehen und die endete bisher erfreulicherweise mit: "Ansonsten stabiler Befund ohne Hinweis auf Redzidiv".
Gott hat mir die Kraft zurück gegeben, etwas in seinem Weinberg zu wirken. Oder etwas technischer gesagt: nach zwei Rehas und einigen Mühen am Anfang, konnte ich nach ca einem Jahr wieder voll arbeiten. Ein paar "Zipperlein" sind geblieben wie z.B. die Gefühllosigkeit in den Fußballen. Auch die Konzentrationsfähigkeit ist nicht wie vor der Chemo-Attacke. Allerdings stellt sich die Frage, welche der "Mängel" inzwischen mehr auf mein Alter zurück zu führen sind als auf die Chemo. Immerhin gehe ich auf die 60zig zu, wie meine Frau zu betonen pflegt.
Allen, die in diesem Blog lesen, weil sie selbst mit der Diagnose Blutkrebs / Lymphom betroffen sind, kann ich Hoffnung machen: So wie es Gott in meinem Fall geführt hat, gibt es Hoffnung, die Krankheit zu überwinden und sechs Jahre später ein weitgehend normales Leben zu leben. Die Diagnose Krebs kommt in dem Fall nicht mehr einem Todesurteil gleich.
Und doch hinterlässt die Erfahrung einer Chemo ein tieferes Wissen, dass unser Leben endlich ist - und es kann schneller zu Ende gehen, als wir uns das gedacht haben. Wie gut ist es da zu wissen, dass Jesus am letzten Tag dieser Welt die Toten auferwecken wird. Wichtiger als über Krankheit und Heilung nachzudenken ist es daher zu wissen, Jesus schließt mir die Himmelstür auf.
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