Befund negativ! Auf diese gute Nachricht wartet so mancher Patient, wenn Tests durchgeführt und Proben eingeschickt wurden. "Negativ" heißt in dem Zusammenhang: es wurde keine Krankheit (mehr) gefunden, was in den meisten Fällen eine recht positive Nachricht darstellt.
Das Material aus meiner neuesten Knochenmarkpunktion wurde nicht nur im heimischen Labor des Krankenhauses ausgewertet, sondern auch in ein Speziallabor nach Kiel geschickt. Was die Befunde angeht, gibt’s eine Enthüllung eigener Art. Am Beginn meiner Behandlung wurde eine Anzahl von etwa 10 hoch 12 erkrankter Zellen in meinem Körper gefunden (bzw. hochgerechnet) - also eine 1 mit 12 Nullen. Im hauseigenen Labor können nur entartete Zellen nachgewiesen werden über einer Anzahl von etwa 10 hoch 9. Wenn es weniger sind, bleiben sie unerkannt. Diese Zahl war in meinem Fall schon nach dem zweiten Block der Chemo unterschritten, was auf ein gutes Ansprechen der Behandlung deutet. Diesmal wurde eine Probe nach Kiel eingeschickt, wo Molekularuntersuchungen durchgeführt werden, um einen sogenannten MRD-Wert zu bestimmen - was so viel heißt wie “minimale Resterkrankung”. Mit den aufwändigen Methoden eines Speziallabors können auch Krebszellen in deutlich kleineren Zahlen nachgewiesen werden, die sich irgendwo im Körper versteckt halten.
Und der Befund? Negativ: die Krankenkassen bezahlen diese Untersuchung nicht. Als sich die Behandlungsmethoden noch in der Testphase befanden, wurden solche Untersuchungen aus öffentlichen Fördertöpfen bezahlt, sagte mir der Arzt. Aber diese Töpfe sind leer. Folglich wird meine Probe in Kiel nur auf Eis gelegt. Falls die Leute im Labor mal nichts anderes zu tun haben, könnte es sein, dass sie einen Befund schicken. Läuft also meine Behandlung jetzt im Blindflug weiter?
Es hat wohl seinen Grund, warum die Krankenkassen solche aufwändigen Tests nicht bezahlen. Beim Stöbern im Internet las ich, dass diese Tests ein Testergebnis “positiv” zeigen können ab einer Anzahl von 100 000 erkrankten Zellen . Was darunter liegt, bleibt auch dem Labor in Kiel verborgen. Man muss sich vorstellen, dass ein Rest von einer handvoll entarteter Zellen ausreicht, um die Krankheit erneut ausbrechen zu lassen. Theoretisch würde eine einzige überlebende Krebszelle genügen. Folglich hätte ein “negativ” aus Kiel keine beruhigende Aussagekraft. Ob nach der Chemotherapie noch eine Rest-Krankheit vorhanden ist, wird man erst zuverlässig sagen können - Test hin, Test her - wenn sich in zwei Jahren keine Zellen vermehrt haben werden und die Krankheit nicht erneut ausgebrochen sein wird. Es bleibt also abzuwarten, ob Mr. L nach der letzten Chemo völlig aus meinem Körper ausradiert wurde. Gott möge es schenken. Und die Krankenkassen sollen ihre begrenzten Mittel besser für wichtige Heilbehandlungen ausgeben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Herzichen Dank für Ihren / Deinen Kommentar.
Unten unter "Kommentar schreiben als:" am besten "Name/URL" auswählen. Aus Sicherheitsgründen wird der Kommentar mitunter nicht sofort angezeigt.