Aus ganz verschiedenen Gründen wird Weihnachten als ein frohes Fest gefeiert. Die Kinder freuen sich auf bzw. über die Geschenke. Die Großen freuen sich über ein paar Tage frei, herrliches Winterwetter oder über das Familienfest des Friedens und der Harmonie. Und gelegentlich fällt der eine oder andere Grund zum weihnachtlichen Frohsinn auch weg. Doch ein Grund zur Freude bleibt: Gott kommt zu uns. Das ewige Licht erhellt unsere Dunkelheit. “Die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes erschien” - wie es in einer der biblischen Lesungen zu Weihnachten heißt aus dem Titusbrief (Tit 3, 4 -7).
Ich wollte wissen, ob ich noch Predigten schreiben kann nach der langen Pause. Da habe ich es mit einer Weihnachtspredigt versucht. Gehalten habe ich die Predigt dann nur im Familienkreis, denn mehr kann ich mir beim jetzigen Stand der Rekonvaleszenz nicht zutrauen. Und das war schon aufregend genug. So gab es für mich noch zusätzliche Gründe für ein fröhliches Weihnachten. Ich konnte zu Hause sein und mit der Familie feiern. Was sonst so selbstverständlich klingt, erscheint dieses Jahr als ein Wunder. Es hätte auch ganz anders kommen können. Mit den Erlebnissen des letzten halben Jahres erscheint Weihnachten zu Hause und einigermaßen gesund als ein großartiges Geschenk. Ich hätte Weihnachten auch in einer Klinik verbringen können mit dem Infusionsschlauch am Arm wo “Stille Nacht” vom Surren der Infusionspumpe unterbrochen wird. Es hätte auch ein Weihnachten zu Hause geben können mit der Aussicht bald danach wieder in der Klinik antreten zu müssen. Es hätte sich die Furcht vor den Ergebnissen des nächsten Arztbesuchs wie ein Schatten über die Weihnachtsfreude legen können wie bei so manchem, der mit dem Krebs leben muss. Und auch dann wäre Weihnachten das Christfest geblieben, das Fest an dem wir erinnert werden, dass Christus der Retter gekommen ist, um uns herauszuholen aus einer kranken und todverfallenen Welt.
Doch Gott hat es geschenkt, dass für mich die Behandlungen einschließlich Kur noch vor Weihnachten abgeschlossen sind. Alle Untersuchungsergebnisse geben Grund zur Hoffnung, dass die Behandlung erfolgreich war und nicht mit einer Wiederkehr der entarteten Zellen zu rechnen ist. Die Gymnastikstunden in Turnhalle und Schwimmbecken bei der Reha haben dafür gesorgt, dass die Muskeln wieder aufgebaut werden, die in den vielen Wochen im Bett verschwunden waren. So kann ich mich freuen, wie die Lichter des Weihnachtsbaums sich in den Augen unserer Kinder spiegeln - und darüber amüsieren, mit welcher Hartnäckigkeit die kleinen Kinderhände ungeschickt nach den bunten Glaskugeln greifen. Nur meine Frau findet den Entdeckungseifer in dem Fall nicht erfreulich. Nun, ich hatte ihr gleich gesagt, dass wir den Baum untenherum dieses Jahr besser kahl lassen.
Allen, die ganz normal Weihnachten feiern nach einem ganz normalen Jahr, wünsche ich, den Glanz der kleinen Dinge neu zu entdecken und das ewige Licht nicht aus dem Blick zu verlieren.
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