“beiga: schlichten, stapeln” so erklärt das Schwäbischwörterbuch den Sinn eines Wortes, das in diesen Tagen im Schwabenland Hochkonjunktur hat. Der Winter naht, auch wenn keiner daran denken möchte. Bis dahin will genügend Holz in der “Beige” aufgebeigt haben, wer auf gut schwäbische Art das Geld für’s teure Heizöl spart und seine Stube mit Holz heizt. Wir tun’s auch und so galt eine meiner Aktivitäten während des Heimaturlaubs dem Holz. Fünf Meter (Raummeter, wie der Holzhändler sagt) bekamen wir geliefert. Im Vorfeld hatte ich mir schon Sorgen gemacht, wer das “aufbeigen” übernehmen könnte und ob wir jemanden zu Hilfe rufen sollten. Doch dann war meine Frau beinahe enttäuscht, dass ich ihr so wenig übrig gelassen habe von der urschwäbischen Arbeit. Ja, tatsächlich, es ging. Die alten Kräfte sind noch nicht zurück, doch sie kommen wieder. Ich fühle mich unsicher. Wie viel an körperlicher Arbeit kann ich mir abverlangen? Wann würde ich mich überfordern und die Heilung gefährden? Die Ärzte haben mir nahe gelegt, mich viel zu bewegen und den Körper wieder in Schwung zu bringen. Da kommt das Brennholz gerade recht und produziert wohltuenden Muskelkater. Besser als auf dem Sofa sitzen sind solche Aktivitäten wohl allemal. Und da die Brennholzfirma nicht alles Holz an einem Tag liefert, kommt mir’s gerade recht. So kann ich den Rest der Arbeit auf morgen vertagen.
Schließlich ist alles Holz drin - gutes, trockenes Buchenholz in langen Scheiten - und ich verschraube die Gitter vor der Beige wieder. Fertig. Da kommt mir der Gedanke: jetzt kannst du ruhig auf den Winter warten - du hast einen Vorrat auf viele Monate. Vielleicht reicht es sogar noch bis zum nächsten Winter. “Iss und trink und habe guten Mut”. Ups, das waren die Gedanken vom “reichen Kornbauern” aus dem Lukasevangelium. Jesus kommentiert diese Art von Vertrauen auf die großen Vorräte: “Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du aufgehäuft hast?”
Ja, wer wird das Holz verfeuern, das ich so mühsam aufgebeigt habe? In den vergangenen Jahren habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Mein Holz verheize ich. Doch mit den potenziell tödlichen Krebszellen im Blut sieht die Rechnung anders aus. Mir steht die Warnung von Jesus klarer vor den Augen. Es kann schnell sein, dass Gott meine Seele von mir fordert. Dann bleiben alle Vorräte zurück, die ich mir gesammelt habe.
Nicht nur Krebszellen bedrohen unser Leben. Auch durch Unfälle oder Herzinfarkte kann Gott unerwartet unsere Seele einfordern. Wer will schon da stehen wie der reiche aber unkluge Kornbauer, dem die Warnung galt: "So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott." (Lukas 12, 21)?
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